Wir erwischen Nicole Hohloch, Mitarbeiterin für Konfirmandenarbeit bei St. Lukas, in entspannter Stimmung auf dem Kirchplatz. „Mir geht es aktuell gut. Die vorlesungsfreie Zeit hat angefangen, das gibt wieder mehr Raum für Freizeit“, erzählt die 28 jährige lächelnd. Und kommt direkt zu ihrem Herzensthema, der Arbeit mit jungen Menschen.
„Die Arbeit mit Konfis bedeutet für mich, Jugendlichen Glauben näher zu bringen. Gerade in Gemeinschaft Glauben zu erkunden und zu leben. Auch den Weg zu Sprachfähigkeit im eigenem Glauben zu beginnen,“ beschreibt sie ihre Aufgabe in unserer Gemeinde. Sie sagt auch, dass im Gegenzug ihr jeder Konfimand:innen-Jahrgang auch etwas beibringt. So ist sie begeistert, dass sie dieses Mal einiges zur Barrierefreiheit gelernt hat: „Dafür bin ich definitiv sensibler geworden und muss noch mehr lernen,“ erzählt Nicole begeistert. „Aber auch, wie unterschiedlich Jugendliche heute denken und was ihnen heute wichtig ist, war bei ihnen sehr deutlich!“ Und natürlich denkt sie an die besonderen Highlights in dieser Konfirmandenzeit zurück. Begeistert berichtet sie, wie zum Beispiel der gemeinsame Beginn der Freizeit besonders intensiv war und auch das „miteinander Lachen“ und auch das „Schlag das Team“ spielen! Auch, wenn sich wohl diesmal das Wetter nicht von der besten Seite gezeigt habe, waren die Tage auf Schloss Ascheberg von viel Spaß geprägt. Neben den Highlights gab es aber auch Momente, die für Nicole anstrengend waren. Das seien für die Stunden, „wo alle irgendwie nicht bei der Sache sind. Irgendwie hat es die Gruppe geschafft, sich überraschend einig zu sein, dass an manchen Tagen alle aufgedreht und unkonzentriert sind.“ Aber alles in allem blickt sie sehr dankbar auf diesen Konfi-Jahrgang zurück und freut sich schon auf die gemeinsame Konfirmation am 13.04.2024. „Konfirmationen sind immer ein toller Moment zu sehen, wie sich Konfis weiter entwickelt haben. Besonders bei der Auswahl und Auseinandersetzung mit den Konfirmationssprüchen, meist kurz vorher.“ Bevor sie sich wieder in die Vorbereitung stürzt, möchten wir auf der Bank auf dem Kirchplatz noch eine Sache von Nicole wissen: „An meiner Arbeit bei St. Lukas gefällt mir besonders: Die Kirche und die Gemeindegebäude sind schöne Orte, die man gerne erkundet. Aber auch Claudia Sohns und Pastorin Lehmann sind tolle Kolleginnen – wir ergänzen uns gut und können uns gegenseitig Neues beibringen.“ Und dann ist ihr eine Sache wichtig, die sie „ihren“ Konfirmand:innen noch mitgeben möchte: „Bleibt neugierig! Erkundet Glauben auch nach der Konfizeit weiter und traut euch, Neues zu wagen.“ Danke, liebe Nicole, dass Du die jungen Menschen in St. Lukas auf dem Weg zur Konfirmation so gut begleitest! Carsten Nillies
Zum Thema „unterwegs“ passt ein Interviewpartner, der von Berufs wegen unterwegs ist und unseren Lesern einige Impulse mit auf den Weg geben kann. Wir treffen Niels Diercks vom „Obsthof Diercks“ auf dem Fuhlsbüttler Wochenmarkt.
Frage: Herr Diercks, wie lange sind sie heute schon unterwegs, um zu uns nach Fuhlsbüttel zu kommen? N. Diercks: Wir sind seit 5:30 Uhr unterwegs und um 5:00 Uhr aufgestanden. Also schon ziemlich lange unterwegs. Frage: Oha, warum wählen Sie diesen beschwerlichen Weg? N. Diercks: Hier auf dem Wochenmarkt werden wir eigentlich immer freundlich erwartet. Wir haben den direkten Kontakt zu den Kunden, die Leute schätzen das, was wir machen und liefern. Die Landwirte haben nicht überall einen guten Stand und haben teilweise einiges auszuhalten, was deren Arbeit betrifft. Im direkten Kontakt mit den Kunden bekomme ich aber mit, dass wir gute Arbeit leisten und dass die Kunden zufrieden sind. Frage: Wäre das nicht einfacher, einen Laden zu eröffnen und sich dort einzurichten? N. Diercks: Im Prinzip ist das ja unser Laden. Ich erreiche nur mehr Leute, weil ich auch noch auf anderen Wochenmärkten bin. Wir erleben in Fuhlsbüttel viele nette Kunden, von denen nur sehr selten mal jemand einen schlechten Tag hat. Wie wir Menschen nun mal so sind … Frage: Das stimmt. Gibt es was, das sie nervt am Unterwegs-sein? N. Diercks: Ja, der Verkehr in Hamburg! Wir sind mit einem 15m LKW unterwegs. Die Rücksichtnahme auf den LKW ist selten da. Es gibt immer wieder kritische Situationen, in denen beispielsweise Radfahrer meinen, sich nicht an die Verkehrsregeln halten zu müssen. Hatten wir gerade heute Morgen. Frage: Das ist sehr ärgerlich, wenn Sie dann im wahrsten Sinne des Wortes ausgebremst werden. Sie fahren aus dem Alten Land ja sicher auch durch den Elbtunnel, wo das Unterwegs-sein gerade auch nicht so problemlos möglich ist. N. Diercks: Aufgehalten-werden ist wirklich ärgerlich. Aber sich darüber ärgern und aufregen bringt ja nichts. Das macht einem nur einen schlechten Tag. Frage: Sie sind ja schon in der 2. Generation auf dem Wochenmarkt, oder schon in der 3.? N. Diercks: Den Stand in Fuhlsbüttel betreibe ich in 2. Generation. Den Betrieb gibt es seit 8 Generationen. Ich bin die 9. Generation. Frage: In der 9. Generation? Das liegt wohl in den Genen, dass man Lust auf die Landwirtschaft und das Marktleben hat? N. Diercks: Ich wusste schon immer, dass ich das weiterführen werde. Ich wurde nie dazu gezwungen, aber seit der 3. Klasse war mir klar, dass ich das machen werde. Das macht mir Spaß. Ich mag nicht im Büro sitzen. Ich muss was machen, ich brauche mal ein bisschen dreckige Hände. Ich muss was anfassen und abends sehen, was ich gemacht habe. Ich mag das Abwechslungsreiche, jeder Tag ist anders, jeder Tag bringt neue Herausforderungen, die man bewältigen muss. Ich kann den ganzen Tag draußen sein und mir meine Arbeit einteilen. Das kann nicht jeder. Frage: Viele Menschen empfinden es als mühsam, sich mit neuen Situationen auseinanderzusetzen und auf Unvorhergesehenes zu reagieren. Was sagen sie denen? N. Diercks: Wenn man was erreichen will oder sich ein Ziel gesetzt hat, muss man sich bewegen. Man muss sich auf den Weg machen. Es kann sein, dass es nicht der leichteste Weg ist, vielleicht gibt es auch ein paar Umwege oder Hindernisse, aber irgendwann kommt man doch an. Das ist sicher ähnlich bei der Arbeit, oder bei Leuten, die in den Urlaub fahren oder vielleicht auch auf dem persönlichen Lebensweg. Irgendwann kommt man an, und dann ist es meist auch gut gewesen, sich aufgemacht zu haben. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute und bedanken uns für das Gespräch.
Aufgrund der Hitze in diesem Sommer verlegten wir das Gespräch kurzerhand nach drinnen und sprachen mit dem ehemaligen Pastor Dr. Schäfer über die Rolle des Ehrenamts an unserer Gemeinde, seinen besonderen Momente in St. Lukas und über den Basar, bei dem er vor allem die Begegnungen mit den Menschen und die Marktplatzatmosphäre schätzt.
Frage: Lieber Herr Dr. Schäfer, warum sind Menschen, die sich in ihrer Freizeit engagieren, Ihrer Meinung nach so wichtig für unsere Gemeinde? Schäfer: Gemeinde ist eine Zusammensetzung von Menschen und ihren Aktivitäten, die sich Gedanken machen um die Bedeutung des Glaubens für die eigene Person und für das Zusammenleben in Gegenwartsfragen. Wenn das alles nur an einer Person – dem Pastor – hängt, weil dieser dafür bezahlt wird, dann ist außer Gottesdienst und Kasualien und ggf. noch irgendeinem Kreis nicht viel los. Denn seine Zeit und Arbeitskraft, auch sein Ideenreichtum sind begrenzt. Dann ist jeder ehrenamtlich Engagierte wie eine Personalaufstockung. Frage: Wenn Sie auf St. Lukas schauen: Wen gibt es, der sich besonders engagiert? Wen können Sie da besonders erwähnen und warum? Wer ist für Sie also eine Heldin oder ein Held von St. Lukas? Schäfer: Ich will keinen als „Helden“ hervorheben. Da überzeugt mich das Bild des Apostels Paulus vom Leib der christlichen Gemeinde. (1. Kor 12) „... Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte es deshalb nicht Glied des Leibes sein?“ „Helden“ herausstellen, wertet andere mit ihren Qualitäten ab; leicht wird Neid daraus, Neid um Anerkennung. Alle übernommenen Dienste sind Teil einer lebendigen Vielfalt der Gemeinde. Am Beispiel: Wer den Gemeindebrief alle Vierteljahr in den Straßen austrägt, der hat mitgewirkt am Bild, das die Lukas- Gemeinde in der Öffentlichkeit zeigen will. Frage: In Ihrer gesamten Zeit in St. Lukas – an welchen Moment/welche Momente erinnern Sie sich besonders gern zurück? Und warum? Gibt es hiervon ein Foto, das wir nutzen dürfen? Können Sie mir das zusenden? Schäfer: Gefragt nach „gesamter Zeit in St. Lukas“ bedeutet für mich: die Erinnerung an die Jugendarbeit in den 60er Jahren. Denn dann ging ich zum Studium nach Heidelberg und ins Pfarramt nach Weinheim in Baden. Im Ruhestand kam ich vor 13 Jahren in die Heimat (der Lukas-Gemeinde) zurück. Als ich da den Predigtdienst aufnahm, saß Pastor Laible noch in den Gottesdiensten. Er war mein/ unser junger Pastor gewesen. Wir hatten „die Plätze getauscht“. Frage: Warum engagieren Sie sich, auch nach Ihrer Pastorenzeit, weiterhin in St. Lukas? In welchen Bereichen? Schäfer: Solange ich die Kraft dazu habe, kann ich gar nicht anders. Ich möchte meine Kompetenzen einbringen an einigen Stellen. Und ich brauche ja für mich selbst die Gemeinde, um am erfüllten Sinn des Lebens teilzuhaben. Über das Predigen hinaus leite ich einen „Arbeitskreis Friedensethik“, weil das persönlich meinen Schwerpunkt in Studium und Beruf ausmachte. Kirche muss sich befassen mit den ethischen Konsequenzen aus der biblischen Botschaft. Gott hat die Welt nicht geschaffen, dass sie sich zerstört, sondern, dass die Gläubigen sich nicht abbringen lassen von der Hoffnung auf Friedensstiftung und menschenrechtliche Solidarität. Des Weiteren habe ich bislang jährliche Studienreisen angeboten und bin beteiligt am Verteilersystem dieses Gemeindebriefes. Frage: Im November ist ja wieder der Basar in St. Lukas. Welche Bedeutung hat er für unsere Gemeinde? Wann ging es eigentlich los mit dem Basar? Schäfer: Was für eine Frage! Einmal im Jahr das Haus übervoll! Besucher, die sonst nie etwas von Kirche erfahren, kommen und erleben eine Atmosphäre der Begegnungen, des Suchens und Findens, des Marktplatzes. Das war schon zu meiner Jugendzeit das Großereignis. Und das hält sich nun schon Jahrzehnte. Da ist es zweitrangig, dass der Erlös ein wichtiger Beitrag für die Ausstattung unserer kirchlichen Arbeit sein darf. Frage: Auf die Zukunft geschaut: Was meinen Sie, in welchen Bereichen brauchen wir an St. Lukas am dringendsten ehrenamtliche Unterstützung? Schäfer: Schwer zu sagen, weil es abhängt von denen, die die Gemeinde aufsuchen mit ihren Lebens- und Glaubensfragen. Eines aber doch: die Hoffnung, dass wir mehr und mehr erkennen, wie wichtig das gottesdienstliche Leben ist als Zentrum, in dem alle Aktivitäten zusammengebunden werden im Gottvertrauen und der Gewissheit, dass wir kein weltanschaulicher Verein unter vielen sind, sondern uns zusagen lassen, dass wir die Sache Jesu Christi treiben und uns seiner Präsenz versichern. Das Interview führte Carsten Nillies
Am 20. August 2017 erhielt Krista Prante im Rahmen eines Gottesdienstes in St. Lukas das Ansgarkreuz – ein Dankzeichen unserer Nordkirche, mit dem Gemeindegliedern 'für ehrenamtliches Engagement gedankt wird, das langjährig oder in besonderen Projekten insbesondere in einer Kirchengemeinde oder in einem Dienst und Werk ausgeübt wurde.' *
Auf dem Kirchplatz treffe ich eine engagierte und motivierte Frau. Bemerkenswert, wie sie sich für ‚ihre‘ Themen einsetzt. Eines betont sie gleich am Anfang: „Ich nehme dieses Ansgarkreuz stellvertretend entgegen, stellvertretend für die Menschen, mit denen ich lange zusammen gearbeitet habe – 17 Jahre im Arbeitskreis Frieden, 5 Jahre in der Containerdorf-Hornkamp-Initiative und nun seit über 20 Jahren im Tansania- Arbeitskreis Mittleres Alstertal. Unser Engagement geschah und geschieht oft im Stillen. ‚Es ist gut, wenn es einmal sichtbar wird‘, schrieb mir eine Freundin.“ Im Jahr 1971 kam Krista Prante zur St. Lukas Gemeinde. Als 1975 der Laden DER NACHBAR eröffnet wurde, gehörte sie bald zu dem Team der Ehrenamtlichen, die dort Dienst taten. Ihre Aufgabe: mit Kindern zu spielen, damit die Mütter in Ruhe auf dem Markt einkaufen konnten. Die eigenen Kinder nahm sie mit. „Aus diesen sechs Jahren ist mir sogar ein Patenkind erwachsen ...“ Aber nach einer Gemeindefreizeit auf der Schwäbischen Alb im Jahr 1983 ging es dann richtig los. Der Arbeitskreis Frieden entstand. „Die Zeit damals war ‚hochexplosiv‘. Angesichts der atomaren Bedrohung wollten wir Stellung beziehen zu der Stationierung von Pershing II-Raketen und SS 20-Raketen auf deutschem Boden, zum sinnlosen, Milliarden verschlingenden Auf- und Wettrüsten zwischen Ost und West, zum gleichzeitigen Verhungern von Millionen Menschen in der sog. Dritten Welt. Wir befragten die Bibel nach Friedenszeugnissen, lasen und diskutierten die einschlägigen Bücher, bereiteten in der Ökumenischen Dekade den ‚Bittgottesdienst für den Frieden‘ vor. Lange wurden wir kritisch beäugt ... Darum suchten wir nach ‚kleinen Schritten‘ in die Gemeinde, zu denen uns auch der vom Ökumenischen Rat der Kirche ausgerufene ‚Konziliare Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung‘ ermutigte. Einige Beispiele: Wir machten EDCS in St. Lukas bekannt, eine ‚Bank für die Armen‘, heute OIKOCREDIT genannt. Wir eröffneten einen Eine-Welt-Stand, an dem vierzehntägig nach dem Gottesdienst Waren verkauft wurden, für die die Produzenten auf der südlichen Halbkugel gerechte Preise erhielten. Wir setzten uns dafür ein, dass in der Gemeinde fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt wurde. Im Jahr 1992 – 500 Jahre nach der Entdeckung Amerikas – ‚warben‘, ich könnte auch sagen ‚kämpften‘ wir im damaligen KV darum, in der Passionszeit Andachten zum ‚Lateinamerikansichen Kreuzweg‘ halten zu dürfen – unterstützt durch das Nordelbische Missionszentrum. Auf unsere Anregung hin beschlossen 1996 die Kirchenvorstände von St. Lukas und St. Marien, auf eine überseeische Partnerschaft zuzugehen und einen Trägerkreis, den heutigen Tansania- Arbeitskreis Mittleres Alstertal, mit der Arbeit zu betrauen.“ Wenn man Krista Prante auf dem Kirchplatz erlebt, merkt man: Gemeindearbeit hält fit und motiviert. Toll! Sie könnte noch mehr berichten: von verschiedener Gremienarbeit, von der Freude, die der ‚Besuchsdienst‘ ihr bereitet ... Auf die Frage, ob es einen biblischen Text gebe, der sie immer begleitet und der sie motiviert habe, lautet die Antwort: „Ja, es sind zwei: ‚LIEBE DEINEN NÄCHSTEN, ER IST WIE DU‘ und die Bitte aus dem Vaterunser: ‚DEIN REICH KOMME‘. Gott hat uns Menschen einen neuen Himmel und eine neue Erde verheißen. Sich ‚einzeichnen‘ in Seinen Weg der Liebe zu uns Menschen und des Friedens und der Gerechtigkeit mit kleinen, vorläufigen, oft unvollkommenen, aber entschiedenen Schritten ist sinnvoll und macht zufrieden.“ Eine Sache ist meiner Gesprächspartnerin am Ende unseres Interviews noch wichtig: „Neben den zahlreichen Weggefährten und Weggefährtinnen möchte ich meinem Mann dafür danken, dass er mir in all den Jahren den Rücken freigehalten und gestärkt hat!“ Wir danken Krista Prante und ihren Mitstreitern für die tolle Arbeit, die hoffentlich noch lange weitergeht! Carsten Nillies