Glauben. Machen.


Liebe Fuhlsbüttler, liebe Fuhlsbüttlerinnen,
leben Sie eigentlich immer so, wie es Ihrem inneren Kompass entspricht?
Oft ist es zumindest bei mir so, dass ich viele Ideen habe, die aber nur selten wirklich Hand und Fuß bekommen. Ich halte vieles für gut und wichtig, aber um mich dafür konkret einzusetzen und in meinem Leben dafür Platz zu schaffen, dafür fehlt mir etwas: Der innere Antrieb, Begeisterung oder ein Gefühl von Sinn. Da ist oft der innere Schweinehund stärker. Die Weltverbesserungsimpulse, die mich vor allem immer zu Weihnachten umtreiben, sind ebenso gefährdet wie die „Mehr-Sport“-Vorsätze zu Neujahr. Irgendwas hält mich davon ab, dass ich Dinge umsetze und in mein Leben einlade. An Weihnachten wird Gott Mensch: Jesus wird geboren – in einem anderen Winkel der Welt und unter unperfekten Umständen. Gott nimmt Gestalt an – anders als gedacht. Das absolute Geheimnis namens Gott wird real und begreifbarer. „Transzendenz inkarniert“
in Theologensprache oder übertragen ausgedrückt: Eine Idee bekommt Hand und Fuß und wird lebendig. Nicht nur Gott, sondern viele Ideen müssen konkret Gestalt annehmen, um lebendig und greifbar zu werden.
Was nur eine „Idee“ ist, kann unser Herz und unser Leben nicht verwandeln. In der Realität sieht z. B. Liebe anders aus als im Film. Was Liebe ist, weiß nur wer mit ihr lebt, ringt und an ihr wächst.
Ähnlich ist es mit Gott und Glauben. Wir haben eine Ahnung, wie „Glauben“ aussehen sollte, bringen aber unser Leben nicht damit in Verbindung, weil das Drehbuch „So sieht Glauben aus“ etwas anders vorschreibt. Werfen Sie doch ihr persönliches Glaubens- Drehbuch über den Haufen. Wie ist das denn wirklich mit Glauben und Vertrauen? Wie wird dieses Vertrauen im Alltag sichtbar? Was hilft Ihnen, um Ihren „Draht nach oben“ zu pflegen? Welche Erfahrungen und Barrieren stehen im Weg?

Gelebter Glauben braucht Leben, Machen und Tun. Unser Leben, Machen und Tun gewinnt an Tiefe durch das Lebensvertrauen in Gott. Vielleicht können wir als Kirchengemeinde ein Zuhause für diese Suchbewegung sein? Sozusagen Gottsucherinnen und Gottsucher unterwegs…
Bleiben Sie behütet!

Ihre Johanna Thode

Ankommen


Im letzten Gemeindebrief „Aufbruch“ schrieb ich von Sorge und Ungewissheit. Davon, dass St. Lukas eine vakante Pastorenstelle hat und dass wir nicht wissen, wie lange die Suche dauern würde.
Später schrieb ich über die Strapazen des „Unterwegs seins“ und davon, dass der Weg das Ziel ist. Nun widmen wir uns dem „Ankommen“.
Ich persönlich kam in St. Lukas zwar konfirmiert, aber ohne Glauben an. Ich kannte die Geschichten von Jesus, verstand sie jedoch nicht. Meine Mutter schickte mich dann auf die St. Lukas Jugendreise nach Norwegen, wo ich außer einer Person niemanden kannte. Zwei Wochen waren wir unterwegs.
Wir sangen viele christliche Lieder, unterhielten uns in Bibelgruppen über Gott und genossen die norwegische Natur. Viele der Fremden, die ich damals kennenlernte, begleiten mich bis heute in St. Lukas, in meinem Leben und sind zu meinen besten Freunden geworden. Mir wurde klar, wie sich Gottes Liebe äußert und was der Heilige Geist ist. Ich verstand, was Gemeinde bedeutet. Ich war in St. Lukas angekommen, ich war in meinem Glauben angekommen.
Vieles ist passiert, seit ich vor 11 Jahren in St. Lukas angekommen bin. Viele Jahre habe ich in der Jugendarbeit mitgemacht und mittlerweile sitze ich sogar im KGR. St. Lukas habe ich durch leichte und schwere Zeiten begleitet. Die Zeit ohne Gemeindepastor war gewiss eine der weniger schönen; aber diese Zeit hat nun ein Ende!
Am 1. August kommt Pastorin Thode in St. Lukas an. Vor einem halben Jahr hätten wir das nicht zu träumen gewagt. Doch wir haben die Sorgen, die wir beim „Aufbruch“ hatten, auf Gott geworfen. Wir haben „Unterwegs“ auf der Suche auf Gott vertraut. Und er hat uns belohnt.
Pastorin Thode kommt in St. Lukas an. Lasst uns ihr gemeinsam zeigen, was es bedeutet, in St. Lukas anzukommen!

Marco Trümper,
Mitglied des Kirchengemeinderate

Unterwegs


Vor einiger Zeit hatte Freunde und mich die Wanderlust gepackt. Wir planten eine Tour und hielten nach gutem Wetter Ausschau. Es sollte von Norderstedt nach Duvenstedt gehen, kein Mammutprojekt, wie z. B. die 40-jährige Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste, aber durchaus eine schöne Strecke für einen Tag. Wir trafen uns also und machten uns auf den Weg. Die Sonne lachte vom Himmel, die Stimmung war gut. Zunächst führte unser Weg durch einen weitläufigen Park. Viele andere Menschen hatten die gleiche Idee, und es ergaben sich viele illustre Begegnungen und Gespräche. Nach einiger Zeit zogen am Himmel dunkle Wolken auf. Je dunkler diese wurden, desto düsterer wurde auch unsere Stimmung. Ein Wolkenbruch ergoss sich schließlich über unsere Gruppe, die unterdessen in einem kleinen Waldstück angekommen war. Wir waren nass bis auf die Knochen, die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Wir mussten aufgeben, die Wanderung war gescheitert.
Ich denke, dass die Leute im Volke Israel eine ähnliche Vorfreude hatten wie ich und meine Freunde, als es hieß: “Gott führt uns ins Gelobte Land.“ Keiner erwartete, dass Gott die Israeliten 40 Jahre durch die Wüste führen würde, nur um das Gottvertrauen auf die Probe zu stellen. Auch wenn die Israeliten weniger Probleme mit Regen hatten, denke ich, dass es eine Zeit voller Leid war.
Ich bewundere Israel dafür, diese Strapazen aus reinem Gottvertrauen auf sich genommen zu haben. Aber, bestimmt gab es auch Dinge, an die man sich mit Freude erinnerte.
Israel war 40 Jahre unterwegs, um zu beweisen, dass sie es wert waren, das gelobte Land zu erreichen. Und es stellte sich heraus, dass es so war.
Meine Freunde und ich hatten wohl nicht genug Gottvertrauen. Wir sind nicht ans Ziel gelangt. Aber diese Wanderung behalte ich immer gern in Erinnerung. Mit der Zeit habe ich verstanden: Der Weg ist das Ziel.

Marco Trümper,
Mitglied des Kirchengemeinderates

Ein Aufbruch oder wohin geht die Reise?


Der Aufbruch zu einer Reise, ob wörtlich oder metaphorisch, wird gleichwohl begleitet von Ungewissheit und Vorfreude.


Wohin geht die Reise? Was wird auf ihr passieren? Komme ich sicher an? Diese Fragen beschäftigen uns vor dem Aufbruch.


Ich denke, dass auch die Apostel sich diese
Fragen stellten. Sie brachen auf, in aller
Herren Länder, um ihren Glauben zu verbreiten
und die ersten Gemeinden zu gründen, ein zu dieser Zeit durchaus lebensgefährliches Unterfangen.


Sie wussten nicht, was auf sie zukommen würde. Mir würde diese Ungewissheit große Sorgen bereiten. Keine Antwort auf diese wichtigen Fragen zu haben. Vielleicht würden diese Sorgen sogar so groß werden, dass ich erst gar nicht aufbrechen würde.


Wieso kannten die Apostel diese Sorgen nicht? O der wie konnten sie sie überwinden?
Sie wussten, dass sie Gottes Werk verrichten. Sie brauchten sich nicht zu fürchten, hatten sie doch schon oft gesehen, dass Gott sich um diejenigen kümmert, die ihm nachfolgen. Sie wussten, dass nach ihrem Aufbruch der Heilige Geist über ihnen wachen würde.


Auch St. Lukas steht vor einem Aufbruch ins Ungewisse. Wir begeben uns auf die Suche nach einem neuen Pastor. Wir wissen nicht, wo diese Reise uns hinführt. Wir wissen nicht wie lange sie dauern wird. Aber wir können darauf vertrauen, dass Gott uns begleiten wird. Wir brauchen uns vor diesem Aufbruch daher nicht zu fürchten.


Marco Trümper,
Mitglied des Kirchengemeinderats

Warum teilen?


Einst kam ein reicher Jüngling zu Jesus und fragte ihn, was er tun müsse, um ins Himmelreich zu kommen.

 

Jesus antwortete ihm, er solle seine Besitztümer verkaufen und den Erlös den Armen zukommen lassen. Diese Antwort überraschte den Jüngling. Sein Leben lang hatte er die Gebote eingehalten, doch Jesus riet ihm zu diesem radikalen Schritt. Traurig verließ er die Szene.


Offensichtlich hatte das Gespräch nicht den von ihm erhofften Verlauf genommen. Die Vorstellung seinen Reichtum aufzugeben, bestürzte ihn. Auch die Jünger reagierten verwundert auf das, was Jesus sagte. Ihnen sagte er, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als ein Reicher in das Reich Gottes komme.


Ein anderer, der Zöllner Zachäus, spendete jedoch nach der Begegnung mit Jesus sein ganzes Vermögen den Armen. Er war ein Mann, der im Gegensatz zum reichen Jüngling nicht im Einklang mit den Geboten lebte.

 

Er war, aufgrund seines Berufes, in der Gesellschaft verachtet. Und doch ließ er am Ende seinen Reichtum denen zukommen, die ihn verachteten. Jesus lobt ihn dafür.Aber warum lobt Jesus den einen und tadelt den anderen? Macht der Reichtum in Gottes Augen schlechte Menschen aus uns? Verlangt er von uns, ohne Freuden zu leben?

 

Was die beiden Männer unterscheidet, ist die Art und Weise, nach Gott zu suchen. Der reiche Jüngling entschied sich, als es hart auf hart kam, für seinen Reichtum, während Zachäus wahrscheinlich sogar von selbst darauf kam, ihn aufzugeben, damit er anderen nützt. Zachäus begreift sich als Teil von Gottes Schöpfung und richtet sein Leben entsprechend neu aus.


Thorben Böttcher, Marco Trümper, Mitglieder im Kirchengemeinderat

Warum Helden?


Helden begegnen uns immer wieder.
In Filmen, in Romanen, in der Mythologie.

 

Jeder hat ein Bild vor Augen wenn er das Wort „Held“ hört. Ein Mann im engen Anzug, mit Cape, vielleicht mit Maske, ein Mann in Rüstung oder mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Helden tun in der Regel gute Sachen, stehen für andere ein, sind selbstlos. Das griechische Wort für Held, „heros“, in seiner ursprünglichen Bedeutung „schützen/dienen“ spiegelt dieses selbstlose Verhalten wider.
Auch die Bibel ist voll von Figuren, die für andere einstehen. Mose beispielsweise führt seine Gemeinschaft aus der Sklaverei, stellt sich dem Pharao entgegen, nimmt Risiken und Widrigkeiten auf sich. Die Apostel ziehen in die Welt hinaus, fort von ihrer Heimat und ihren ieben, um die frohe Botschaft zu verkünden, obwohl sie auf ihren Reisen Verfolgung und Tod ausgesetzt sind. Und auch nicht zuletzt Jesus, der am Kreuz starb, um für unsere Sünden einzustehen.

Aber auch im Alltag begegnen uns Helden immer wieder. Menschen, die sich für andere einsetzen. Der Eine opfert seinen Jahresurlaub, um Entwicklungshilfe in der Fremde zu leisten, ein anderer hilft regelmäßig in einer Tafel für Obdachlose. Wieder einer tritt für die Rechte von Unterdrückten ein.

 

Petrus lehrte uns: „Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt.“ (1. Petrus 2, 21)
Lasst uns dieser Bitte nachkommen. Lasst uns alle Helden sein.


Thorben Böttcher, Marco Trümper
Mitglieder des Kirchengemeinderats

Megatrends- Und wo bleibe ich?


Vergleichen wir die Welt vor 125 Jahren mit der von heute, stellen wir fest – es hat sich einiges verändert. Wo früher z. B. gemeinschaftlicher gelebt und gearbeitet wurde, stehen heute die Entwicklungsmöglichkeiten des Einzelnen auf der Basis digitaler  Technologien im Fokus. Wie findet der Einzelne in der Komplexität seinen Platz und was hat der Glaube damit zu tun? Hier einige Gedanken ...

 

Trendforschungsinstitute beschäftigen sich mit   gesellschaftlichen, sozialen und technologischen Entwicklungen und prognostizieren  entsprechende Szenarien für die Zukunft. Meist  werden diese dann als sog. Megatrends bezeichnet. Megatrends sind die Entwicklungen, die langfristig Einfluß auf unser Leben nehmen wie z. B. die Urbanisierung, die Vernetzung, die Individualisierung, um nur einige zu nennen. Die Digitalisierung und ihre Technologien spielen bei all diesen Trends eine treibende Rolle. Sie bringt diese Entwicklungen voran, bzw. macht sie erst möglich. Hinter den meisten der aktuell beschriebenen Megatrends stecken digitale Aspekte wie die Vernetzung von Menschen und Maschinen wie beim Thema der „künstlichen Intelligenz“ oder der Robotik.  Grundsätzlich hat der Mensch aber – genetisch bedingt – Angst vor Veränderungen. Die Welt ändert sich, wir wollen es aber nicht. Ein Dilemma!


Oder eine Chance für neue Sichtweisen? Es hilft ja nichts, denn diese Entwicklungen lassen sich nicht ignorieren. Wir können sie für uns besser einordnen, wenn wir sie kennen, bewerten und zu unserem Nutzen einsetzen oder entscheiden es nicht zu tun. Dann fällt es leichter, sich in einer Welt mit vielen Veränderungen zu orientieren und damit umzugehen. Das ist ein Weg. Außerdem können wir uns auf andere Dinge besinnen. Wenn es in dieser komplexen Welt auch noch einen zusätzlichen Gegenentwurf, einen Kontrapunkt gibt, der ganz einfach zu verstehen ist und etwas mit Glauben, Vergebung, Barmherzigkeit, Liebe, Jesus, Gott, Toleranz und nichts mit Digitalisierung zu tun hat, dann gibt das einem sehr viel Sicherheit und Orientierung.

 

Vermutlich ist gerade die scheinbar widersprüchliche Kombination aus vielfältigen, individuellen Möglichkeiten – die die digitale Welt uns bietet – mit der Besinnung auf die besonderen, einfachen Werte im Glauben, besonders hilfreich und zukunftsfähig. Vielleicht wird das der neue Megatrend?

Valentin Eick

Allein ist man besser dran!


Wirklich? Es gibt Zeiten, da denkt man: ach, es hat doch Vorteile, alleine zu leben. Man kann selbst entscheiden, muss nicht verhandeln und haftet nicht für Fehler anderer. Das gilt für Einzelpersonen und für Kirchengemeinden.

 

Es gibt auch eine andere Sicht: gemeinsam kann man sich unterstützen und ergänzen. Das hat sich der Kirchenkreis überlegt, als er 2010 die Idee regionaler Zusammenarbeit auf den Weg brachte. Die Gemeinden werden kleiner, das Geld wird weniger, die Aufgaben bleiben. Da kann man sich doch mit mehreren Gemeinden zusammentun und sich gegenseitig helfen.

 

Zu der Region „Mittleres Alstertal“ sollten gehören: Die Kirchengemeinden Christophorus Hummelsbüttel, Maria Magdalenen, Klein- Borstel, Ohlsdorf-Fuhlsbüttel und St. Lukas in Fuhlsbüttel. Alle Beteiligten überlegten, ob diese Region tatsächlich für sie die beste sei, stimmten dann aber zu. 2013 wurde die Stelle eines Regionalpastors eingerichtet, um die Zusammenarbeit der beteiligten Gemeinden zu fördern und zu klären. Das Motto heißt: „Kirche sichtbar machen“. Dies gilt nach außen (Alstertaufe, gemeinsames Logo) und auch nach innen (gemeinsame KGR-Tage). Auf dem bisherigen Weg gab es einige gute Erfolge, und die Region verständigt sich gerade auf eine Struktur, in der jede Gemeinde ihren angemessenen Platz bekommt. Leitend ist dabei der Gedanke, dass jeder erst einmal überlegt, was er den anderen geben kann, bevor man fragt: „was habe ich davon?“


So hoffen wir weiter auf eine stärkende Zusammenarbeit im Mittleren Alstertal, in dem auch weiterhin die Gnade und Liebe Gottes verkündigt werden soll.

Martin Barkowski, Regionalpastor

Ein gesegnetes JAhr 2018!


Warten


zum Advent 2017

„Moment mal,“ rief er mir nach. Ich war einige Schritte voraus; auch in den Gedanken einige gedankliche Schritte voraus. Er brauchte etwas mehr Zeit als ich, der ich schon wusste, was am Ende draus werden soll. „Moment mal!“ Aufforderung zum Entschleunigen. Damit nichts Wichtiges verloren geht. Aufforderung zu Geduld. Aufforderung zum Abwarten. Warten aber will gelernt sein. Und es gibt so verschiedene Wartezeiten. Ich warte auf eine Begegnung, herzlich herbeigesehnt. In Gedanken male ich mir aus, was geschehen soll, damit die Begegnung nicht dahinläppert. Meine Hoffnungen waren so groß, dass die Gegenwart nicht mehr wichtig erschien.
Die Wochen waren gar nichts mehr wert. Und mit der gleichen Geschwindigkeit der Seele war das Ereignis herum, ehe es recht begonnen hatte. Ich hatte nicht mehr bremsen können. Und stand dann allein, wehmütigzurückblickend, was hätte doch noch alles gesagt werden können. „Moment mal,“ hätte einer rufen sollen. Gerade wenn du dich auf etwas freust, dann eile nicht voraus. Fülle die Zeit bis dahin, mit innerer vorbereitender Ruhe. Schön, dass es noch lang hin ist und ich Muße habe beim Überlegen, was denn alles wird gesprochen werden können. „Moment mal,“ sagt einer. Jetzt ist Advent. Aber was ist Advent? Vorbereitung auf ein Fest. Seit Wochen gibt es Lebkuchen- und Schokoladenweihnachtsmänner.
Sind sie dann langweilig, wenn sie „dran“ sind? Oder haben wir in der Eile, in der wir nicht abwarten konnten, uns schon „überfressen“? Dies Jahr ist die kürzeste Adventszeit, die es geben kann – wenn der 4. Advent auf den Heilig-Abend fällt; weil der nicht der eigentliche Feiertag ist, sondern Vorabend des Geburtstags Jesu „wohl mitten in der Nacht“ (EKG 23, 4).
Der Vierte Advent also noch Erwartung. Und das Warten war so kurz, die Planung zur Eile gezwungen. Und dabei so graue und kalte Zeit. Eine Zeit zum Fliehen. Die Flucht des Herzens zum Höhepunkt. Und weil wir so viel hineinprojiziert haben, damit endlich das Fest schön sei – ist es herum, ehe es recht begann. Oder nicht? „Moment mal!“ Advent heißt nicht: hoffentlich ist es bald so weit. Advent ist: das Warten genießen,weil ich mir Zeit nehme nachzudenken, was ich erwarte; erst recht, wenn es dies Jahr leider so kurz ist.
Sollen die Begegnungen, die Geschenke Symbol sein für das, was es zu feiern gilt: Geburt eines Jesus, der als göttlicher Mensch da sein soll für die Menschen, die sich Gottes Nähe erhoffen.
Was erhoffe ich mir für die Begegnung mit Gott? Was erhoffe ich mir von einem Jesus-Kind, das am Anfang des Heranwachsens steht, um mit mir auf Augenhöhe Begleiter zu sein. Ideengeber für unser Leben in seinen Höhen und Tiefen. Weil er selbst durch Höhen und Tiefen wird gehen müssen; so wie es uns geschieht in Freude und Not. Mir das auszumalen, damit ich mich über die Weihnachtsbotschaft freuen kann und das Fest mit Begegnungen und Geschenken als Ausdruck dieser Freude erleben werde – dazu braucht es geduldiges Erwarten.
„Moment mal!“ – noch ist Advent, hoffentlich noch recht lange.

Pastor Dr. A. Schäfer

Christliches Gottvertrauen


September 2017

In diesem Jahr haben wir sicher einiges über die Reformation und Martin Luther gehört. Dabei war viel von der negativen Wirkungsgeschichte die Rede – und wenig von dem, worum es im Kern ging. Warum ist das 500. Jubiläum der Reformation für Christenmenschen so wichtig?

Nun, Martin Luther hatte den Unterschied zwischen Religion und dem christlichen Gottvertrauen wiederentdeckt. Der Mensch – so beschreibt es jede Religion – hat sich seinem Ursprung in jeder Weise entfremdet; und so lebt er von Gott und seinen Verheißungen getrennt.

Diese Trennung – so jede Religion – kann der Mensch durch Wohlverhalten und richtiges Tun überwinden; er muss sich nur genug anstrengen (oder wenigstens so tun, als ob), das nennt man dann Werkgerechtigkeit: der Versuch, die Trennung durch gute Taten zurechtzurücken. Dafür kann man auch Geld ausgeben; und genau daraus hatte die römischkatholische Kirche damals ein Geschäftsmodell entwickelt, indem sie sog. Ablässe verkaufte: „Sobald der Gülden im Becken klingt im huy die Seel‘ im Himmel springt“ – ein Gutschein auf Erlösung, den man auch verschenken konnte. Von dem auf diese Weise erschwindelten Geld wurde dann der Petersdom gebaut und die Schulden der  Mächtigen abgebaut.

Aber – man kann die Liebe Gottes gar nicht kaufen und nichts dazu tun, dass Gott uns gnädig ist. Das hat Martin Luther in der Bibel, die damals nur wenige lesen konnten, wiederentdeckt – und eben dies’ auch publik gemacht. Wir können die Liebe Gottes durch nichts erwerben – denn er ist uns gnädig, denn er ist gütig.

Und wir brauchen auch keinen Zwischenhandel – wir brauchen keine Umwege zu Gott. Er liebt uns – und will uns diese Liebe schenken, damit wir wieder versöhnt mit ihm leben und sterben und auferstehen können. Das ist die erlösende Botschaft – das Evangelium!
Dies Geschenk können wir weder selbst machen noch kaufen. Was zwischen Gott und uns steht, ist am Kreuz von Golgatha ein für alle Mal erledigt. Jesus, der Christus, hat die Dinge zwischen uns und Gott wieder in Ordnung gebracht – deshalb ist Er auch der Mittelpunkt unseres Glaubens. – Reformation bedeutet also die Wiederentdeckung der unendlichen Liebe Gottes zu uns Menschen.

Weil das so ist und jeder dazugehören darf, wie wir es auch durch die Taufe ausdrücken, ist allemal ein Grund zum Feiern – im Gottesdienst und in den verschiedenen Veranstaltungen zum Reformations-Jubiläum!
Machen Sie mit – und genießen Sie das in der Gemeinschaft; entdecken Sie den christlichen Glauben für sich neu. Ich freue mich auf Sie!

Ihr Pastor Georg Warnecke

Pfingsten – wieso überhaupt?!


Zu Pfingsten 2017

„To Pingsten, ach wie scheun, wenn de Natur so greun, un all‘ns na buten
geiht, dat is een wohre Freid!“ (Hein Köllisch)
Und nun kommt tatsächlich Pfingsten, als kirchliches Fest mit geschütztem 2. Feiertag; also ein hohes Fest, fast wie Ostern. Aber worum geht es denn eigentlich? Soll ja nicht nur der schöne Ausflug in die Natur sein.“

"Ausgießung des Heiligen Geistes“, wie es in der Bibel, der Apostelgeschichte berichtet ist. Zum Nachlesen eine fast unglaubliche Geschichte. Und deswegen hat das Glaubensbekenntnis drei Artikel; es spricht von der Dreieinigkeit Gottes. Verstehe ich das? Es gibt Menschen, die das nicht verstehen können. Als am letzten Bußtag eine Gesprächsrunde auch mit muslimischen Frauen im Gemeindehaus die Frage danach aufwarf: „Habt Ihr da drei Götter: Vater, Sohn und Heiliger Geist!?“ Da war Erklärung nötig. Denn auch wir glauben an den nur einen Gott, aber wie? Zum ersten: Schaue ich mich um in der bezaubernden Natur des Frühsommers; blicke ich in den sternenübersäten Nachthimmel und höre Zahlen von Lichtjahrmillionen und vom Urknall, dann wird mir in der Seele fast schwindelig. Alles ist so wunderbar. Die Naturkräfte der Evolution bringen einen solchen Reichtum an Leben. Das übersteigt alles menschliche Können und Begreifen. Und weil ich mit dem Menschen und seinen Fähigkeiten allein das nicht erklären kann, greife ich auf die Glaubensaussage von Gott als Schöpfer all dessen, was diese Welt und ihren Platz im All ausmacht, zurück.
GOTT DER SCHÖPFER!

 

Zum zweiten: Nun, die Bibel beschreibt uns, wie Menschen immer wieder zum Sünder werden können: Adam und Eva, Kain und Abel, und wie sie heute heißen mögen. Die Menschen brauchen eine Aktualisierung dessen, was Gott ihnen zum Leben bedeutet. Brauchen Orientierung für die Gestaltung des Lebens für Frieden und Gerechtigkeit.
Da taucht einer auf, Jesus von Nazareth, der teilt ihr Leben und sogar ihren Tod. Er wirkt seelsorgerlich und heilend und erweist sich als so dermaßen göttlich, dass sie sagen können: die einzigartige Nähe zu dem Schöpfer ist erfasst wie in einer Beziehung von Vater und Sohn. Das ist ein Bild, das wir verstehen können. In ihm erscheint Gott selbst als Mensch, von der Geburt bis zum Tod. Also kein zweiter Gott, sondern GOTTES SOHN UND MENSCH!

 

Zum dritten: Wie die Geschichte Jesu ausgeht, haben wir Karfreitag und Ostern gehört. Tod wie ein jeglicher Mensch, Auferstehung durch Gottes Kraft. Doch dann nach Tagen der Wiederbegegnung die Himmelfahrt. Sind die Jünger nun alleingelassen? In ihrer Ratlosigkeit und Ohnmacht gegen übermächtige Gegner sind sie dran zu verzagen. Da geschieht es, dass sie auf einmal sich angepackt fühlen von einer Kraft, die sich gegen alle Realität zu behaupten vermag. Alles gute Zureden untereinander konnte das nicht leisten.
Aber was hatte Jesus denn verheißen? Dass da auf sie eine Begabung komme, von Gott; als Kraft von Gott. Nein, sagen sie. Da erleben wir keine Durchhalteparole aus uns selbst heraus; da erleben wir Gott selbst in einer Form, die uns erfüllt. Da erleben wir das, was Jesus schon verheißen hatte. Da bringen wir es fertig zu glauben, was so unglaublich klingt. Und halten im Glauben zusammen als Kirche. Nicht aus eigener Kraft, sondern als Kraft von Gott selbst. Also kein dritter Gott, sondern GOTTES HEILIGER GEIST!

Nun sind sie zusammen, die drei Teile: Gott – Vater und Schöpfer – Jesus der Sohn – der Heilige Geist; der „dreieinige“ Gott. Grund zu feiern genug. In Gottesdiensten und im dankbaren Spazieren durch die Schöpfung.


Pastor Dr.A. Schäfer

„Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll dein Güter" (Psalm 104,24)


Liebe Leserinnen und liebe Leser – sind Sie ein „kreativer Mensch“?
Einige werden das bejahen, andere für sich selbst sehr schnell verneinen. Aber das ist falsch: Menschen können gar nicht anders, als „neuschöpferisch“ zu sein. Das bedeutet ja schließlich „Kreativität“ – etwas „neuschöpfen“, erfinden, erzeugen, oder herstellen.
Und da wir als Menschen einmalige Originale sind, ergibt sich aus unserem Tun und Lassen immer etwas „Kreatives“, etwas so noch nie Dagewesenes.
Ist das nicht genial?
Wir Christenmenschen sind davon überzeugt, dass „die Kreativität“ von uns Menschen ganz entscheidend mit der Schöpfung zu tun hat. Diese Welt ist für uns nicht „Zufall“, sondern geniale Idee eines einzigartigen Schöpfers. Und die Schöpfung des Schöpfers ist in sich schöpferisch.
Jedes Mal, wenn ich an diesem Punkt ankomme, bin ich nahe daran, dies als deutlichen Gottes-Hinweis auszurufen. Mir ist bewusst, dass Atheisten oder Skeptiker das weit von sich weisen und die Kreativität des Menschen auch ohne Gott begründen würden, aber all das überzeugt mich nicht. Ob kleine Alltagssituationen oder weltbewegende Entdeckungen, es ist einfach unfassbar, was dem menschlichen Geist so alles einfällt oder auch wie komplex die belebte Natur insgesamtauf Veränderungen reagiert.

Ich kann und ja, ich will nicht glauben, dass diese Kreativität der Schöpfung, die ja übrigens zum wunderbar Guten gebraucht und zum schrecklich Bösen missbraucht werden kann, nur aus uns selbst kommt.
Schließlich: kennen Sie eine kreativere Kraft als die Liebe? Was fällt liebenden Menschen nicht alles ein? Liebe macht sowas von kreativ. Da werden selbst absolute Einfaltspinsel, ab und zu wenigstens, von einem ganz und gar unerwarteten Geistesblitz getroffen und kreativ …
Ist das nicht wunderbar, dass der jüdisch-christliche Gott sich als Schöpfer und Erlöser aus Liebe zu erkennen gibt? Dass sich das Wunder der Kreativität letztlich dem noch größeren Wunder der Liebe verdankt? Eine Tatsache, die wir auch in diesem Jahr wieder zu Karfreitag und Ostern bejahen, bestaunen und feiern.
Sie merken: ich komme vom Schreiben ins Staunen und vom Staunen fast ins Anbeten …
Ich wünsche Ihnen, dass Sie diesen Weg selbst auch gehen können: vom Beobachten der Schöpfung über das Lesen der Bibel, über das Verstehen und Staunen zum Anbeten unseres wunderbaren Gottes. Und dass Sie inspiriert werden, Ihre eigene Kreativität zu entdecken und zu entfalten (gerne auch innerhalb der Gemeinde!) – die kommenden Wochen, in denen die Kreativität der Schöpfung wieder im wahrsten Sinne des Wortes „aufblüht“, sind doch eine wunderbare Ermutigung dazu.
In diesem Sinne grüße ich Sie ganz herzlich und freue mich auf viele Begegnungen in den kommenden Wochen in unserer krea(k)tiven St. Lukas Kirchengemeinde.

Ihr/Euer Diakon Willem F. Heins

Gott sagt: "Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben…"(Hesekiel 36,26a)


Martin Luther war ein Mansfelder – ein Menschenschlag, der in seinen Äußerungen und seinem Ausdruck nicht von übertriebener Zartfühligkeit geprägt war.

Auch der Vater von Martin war ein typischer Mansfelder – er wird in der Literatur als recht streng und auch distanziert beschrieben.

Es fiel Martin schwer, ihm gerecht zu werden. –

Streng und distanziert – so war auch das Gottesbild der Menschen.

Es war schwer, dem Anspruch Gottes zu genügen, ihm gerecht zu werden.

Man musste sich die Zuneigung Gottes verdienen – sie sich durch Wohlverhalten quasi „erkaufen“: wenn man nur das Richtige tut, wenn man sich nur richtig anstrengt, wird Gott einem gut sein, wird man vielleicht seine Aufmerksamkeit bekommen und wird man gelobt, ja, geliebt gar werden, anerkannt und akzeptiert.

Und schließlich wird man in den Himmel kommen.

Macht man etwas falsch, muss man sich noch mehr anstrengen – oder man kauft Ablassbriefe.

Letztere waren ein genialer Marketingcoup der römisch–katholischen Kirche, um u.a. den Bau des Petersdoms in Rom zu finanzieren.

Dass das nicht mit dem deckungsgleich war, was in der Bibel stand, konnte ja kaum jemand nachprüfen; Bildung war ein Privileg, das man sich leisten können musste.

Aber man kann sich die Zuwendung Gottes nicht erkaufen!

Als Luther nun in seinem Turmzimmer die Vorlesung zum Römerbrief vorbereitete, las er in dem Brief an die Römer die Worte "gerecht" und "Gerechtigkeit" und blieb an ihnen hängen; er machte sich viele Gedanken darüber, ob und wie er vor Gott bestehen könne.

Als er zu wiederholten Male die Worte "der Gerechte wird aus Glauben leben" las, erkannte er mit einem Mal, dass wir tatsächlich nicht vor Gott bestehen können – es aber auch nicht mehr brauchen, denn Jesus, der Christus, hat uns Gott recht gemacht, indem er die Folgen unseres Tuns auf sich genommen und an unserer Statt getragen hat.

Dem Anspruch Gottes ist genüge getan – nichts muss uns mehr von Gott trennen.

Worauf es einzig und allein für uns ankommt: Jesus vertrauen, Gott vertrauen; (auf) ihn hören und versuchen, daraus zu leben.

Dann wird am Ende alles gut.

Für Luther war dieses Gott neu wahrnehmen eine Runderneuerung der Person und des Glaubens: ein neues Herz und einen neuen Geist.

Jetzt gilt es nur noch, dies’ zu gestalten. –

Und das wünsche ich euch und Ihnen für 2017, dass ihr Gott neu entdecken könnt, und auch die Botschaft seiner befreienden Liebe für unser persönliches Leben – und ihr euch von Gott im Sinne der Jahreslosung runderneuern lassen könnt.

 

Ihr Pastor Georg Warnecke

"In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden."          (Joh 16, 33)


Angstauslöser häufen sich. Terror rückt näher. Was soll ich tun, um Gefahr zu meiden? Nicht mehr zu Großveranstaltungen, nicht mehr in schwach besetzte Züge, nicht mehr in einen Gottesdienst? Ich komme nicht drum herum, die Bedrohung wahrzunehmen. Aber welche Folgen für mein Leben? 

Viele Appelle, sich nicht entmutigen zu lassen! Denn das wollen die Täter, daß wir uns ängstigen und unser Leben einschränken. Aber helfen mir, helfen uns die Appelle? (Liebe Leser, ich beanspruche jetzt nicht, neue Weisheiten zu erfinden. Doch einen anderen, weil hilfreichen Aspekt zu nutzen.)

Jesus in den Abschiedreden mit den Jüngern sieht die Gefahr für sein Leben, die Jünger spüren die Verängstigung um ihn. Er nimmt ihre Ängste ernst. Aber hilft uns das heute? – Lieber Herr Jesus, ist es nicht doch etwas anderes, ob ich mein Leben durch den Tod bedroht sehe, durch Krankheit, durch den Verkehr, schließlich einfach durch mein Alter? Ist es nicht etwas anderes, wenn die Ängste geschürt werden durch unberechenbar böse Taten von Menschen?

Als Jesu Leben noch nicht so nahe bedroht war, in der Bergpredigt sagt er: "Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar." (Mt 5, 39) Da will er Frieden stiften. Aber geht das heute so? – Lieber Herr Jesus, das können wir nicht; das können auch die Sicherheitskräfte nicht verantworten. Wo soll das enden?

Nun versuche ich herauszuhören, was alles in diesem scheinbar plakativ einfachen Wort steckt. Jemand schlägt mich. Meine Spontanreaktion ist: Zurückschlagen, vielleicht sogar Rache. Im individuellen Streit weiß ich: das nütz meistens nichts. Und im politischen Kampf sage ich: Waffengewalt schafft keinen Frieden. – Und doch: wer mich schlägt, erwartet, dass ich mich wegducke, dass ich verängstigt fliehe. Dann hat er gewonnen. Er wollte mich erniedrigen. Den Gefallen tue ich ihm nicht. Wenn ich mit Jesu Wort die andere Backe hinhalte, dann bin ich aufrecht stehen geblieben, habe mich behauptet; habe ihm gezeigt: ich lasse mich auf deine Provokation nicht ein. Ich lasse mich aus meinem Lebensgefühl nicht vertreiben.

Gewiss, dies ist kein strafrechtliches Konzept, kein politisches und auch kein militärisches. Aber ist es nicht genau das, was wir brauchen, für unsere Seele brauchen? Ich dränge mich dazu, nicht dem Angstmacher nachzugeben und mein Leben durch Vergeltungsgedanken oder durch Flucht einzuschränken. Ich weiß: überall kann uns Gewalttat  treffen. Das haben diese Wochen furchtbar deutlich gemacht. Soll ich mich aus Vermeidungsabsicht in der Antarktis einfrieren lassen?!

Wir besuchen Großereignisse, weil wir Freude daran haben. Wir fahren mit Regionalbahn-Zügen, weil wir Besuche machen wollen. Wir gehen in Gottesdienste, weil wir im Hören auf die Biblische Botschaft und im Gebet zusammensein wollen. Und gleichzeitig hoffen wir auf effektive Sicherheitskonzepte, auf Überwindung von Gewalt durch Recht und Gesetz. Und weil Jesus den Tod überwinden konnte – wir dürfen leben, weil der Tod nicht das Ende ist! 

Da lasse ich mir die "Angst in der Welt" nicht aufzwingen!  

 

Pastor em. Dr. Albert Schäfer

Vertrauen


Vermutlich haben Sie auch so Ihre Erfahrungen mit „Vertrauen“ gemacht – gute und auch nicht so gute. Doch so oder so – ohne Vertrauen geht es in unserem Leben nicht wirklich.

 

Das ist schon in den kleineren Dingen des Lebens so.

Wenn wir in den Bus steigen, vertrauen wir darauf, dass der Busfahrer z. B. auch einen Führerschein und Erfahrung hat – und wo wir selber fahren, vertrauen wir darauf, dass auch die anderen sich an die Verkehrsregeln halten.

Auch bei den tiefergehenden Dingen des Lebens ist es so.

Ein Kind vertraut seinen Eltern bedingungslos – vermutlich kennen Sie alle das Bild von einem Kind, dass sich von einem erhöhten Standort in die ausgebreiteten Arme des Vaters wirft oder fallen läßt.

Es wäre eine bleibende Wunde in der Seele eines Menschen hinterlassen, würde der Vater zurückweichen und das Kind nicht auffangen.

Auch in einer Ehe oder bei Freundschaften muss man einander vertrauen, dass die oder der andere es gut mit einem meint…

Und es tut gut, wenn uns jemand vertraut.

Vertrauen geben, Vertrauen empfangen. 

 

Wir können ohne Vertrauen nicht leben.

Dies’ Vertrauen wächst mit zunehmenden guten Erfahrungen.

Wenn man damit beginnt, beginnt man meist erst einmal schrittweise.

Hat es funktioniert, wächst das Vertrauen – man glaubt dem anderen, dass er es gut mit einem meint.

 

Und wie ist das beim Glauben? Manchmal tastet man sich schrittweise voran, manchmal scheint er selbstredend, manchmal spürt man, wie er einem tut gut.

Vertrauen und Glauben gehören zusammen – denn Glauben ist Vertrauen.

In der Bibel werden die Worte אמונה und πίστις verwendet – als Luther sie mit „Glauben“ übersetzte, hatten die Lesenden sofort an Vertrauen gedacht.

Inzwischen hat sich die Wortbedeutung von „Glauben“ vermischt mit „meinen, annehmen, vermuten, nicht wissen“…

…doch denkt man an Glauben als Vertrauen, ist es vielleicht einfacher, mit dem Glauben umzugehen. –

 

Eine Grundfrage im Leben lautet demnach:

worauf vertraust Du? 

(Vielleicht erinnern sich ja manche noch daran, wie sie es im Konfirmandenunterricht einst gelernt hatten?)

Auf wen oder was setzt Du dein Vertrauen – im Alltag wie in den besonderen Zeiten und Situationen Deines Lebens, im Leben und im Sterben? 

Das kann nur jede und jeder für sich selbst entscheiden; freilich wird es im Leben immer wieder Situationen oder Zeiten geben, wo sich einem die Frage stellt: 

worauf vertraust Du? –

 

Und die Frage  hört nie auf, weil niemand weiss, was die Zukunft bringt.

Persönlich nicht, und auch nicht in unserer St. Lukas–Gemeinde.

Es gibt so vieles zu tun, und doch auch so viele Ungewissheiten… 

…wird es auch (für) morgen noch reichen?

…wo werden wir morgen stehen?

…woher kommt uns’ Hilfe?

 … was bleibt?

Die Frage wird jeder Mensch für sich selbst beantworten müssen – und es auch unterschiedlich tun.

Für Christenmenschen jedoch ist die Antwort klar.

Wenn es jemanden gibt, dem ich unbegrenzt vertrauen kann, dann ist es Jesus, der Christus.

Natürlich.

Wie aber komme ich in dieses Vertrauen hinein?

Ganz einfach…

…indem ich es ausprobiere – und kleine Schritte wage.

Natürlich – es ist ein Wagnis.

Wenn man beginnen will, jemandem zu vertrauen, macht man vielleicht einen Schritt auf ihn zu, indem man ihn anredet.

Oder sich mit ihm vertraut macht, indem man mit anderen – die Gott schon länger vertrauen – ins Gespräch kommt, wie ihre Erfahrungen mit diesem Gott denn so sind.

Vielleicht sucht man auch Orte und Zeiten, wo von Gott, und über ihn, gesprochen wird – wie zum Beispiel den Gottesdienst.

Und sicher werden Kirchengemeinderäte und der Pastor auch gerne ihren Glauben teilen, wo man sie fraget…

 

Natürlich wird man dabei unterschiedlichste Erfahrungen machen, wenn man Gott Zeit und Raum in seinem eigenen Leben einräumt.

Doch ich bin gewiss, dass dies vor allem gute Erfahrungen sein werden.

 

Und dann wird man getrost im Vertrauen auf Gott in die Zukunft gehen können.

Egal, was sie bringen mag.

Weil man nicht mehr allein sein braucht – mit all seinen Gedanken und Empfindungen.

 

Auf dem Weg dazu lade ich Sie ein, Schritte in die Gemeinschaft zu tun und von den Veranstaltungen und Angeboten der St. Lukas–Gemeinde, wie sie in diesem Gemeindebrief wieder vorliegen, Gebrauch zu machen. Ich vertraue darauf, dass es wieder ein gutes Miteinander geben wird und wir vieles über das Wagnis unseres Glaubens teilen können.

                      Ihr Pastor Georg Warnecke

Es ist dir erlaubt


Wissen Sie eigentlich, was „Urlaub“ bedeutet? 

Ich habe es nachgeschlagen. 

Es kommt von dem alt– und mittelhochdeutsche Substantiv „urloup" – und bedeutet „Erlaubnis“, und zwar die Erlaubnis, wegzugehen. 

Es ist uns erlaubt, wegzugehen und etwas anderes zu machen – das bisherige für eine Zeit zu verlassen oder liegen zu lassen. 

Es ist uns erlaubt, wenigstens einmal im Jahr eine Zeit zu haben, wo wir einfach nur tun dürfen, was uns gut tut. 

Und ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie sich das auch selbst erlauben:

was Ihnen gut tut, was Ihnen wirklich gut tut! 

Es ist ja doch so, schreibt der Apostel Paulus (1Kor 6:12), „alles ist mir erlaubt…!“

Gerade angesichts so vieler Dinge, die „man“ tut, oder nicht tut, fällt einem das nicht einfach, zu glauben.

Kann das gut gehen?

Und schon fährt er fort:

„…aber nicht alles dient zum Guten.“ 

Das ist der Punkt!

Keine Einschränkung, aber doch der Hinweis, achtsam mit sich selbst umzugehen.

„Alles ist mir erlaubt…“

Wie schön!

„…aber es soll mich nichts gefangen nehmen.“

Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl, wer und was so alles an Ihnen zerrt und zieht, Ihre Aufmerksamkeit will – und Sie vom Eigentlichen abzuhalten scheint.

Urlaub – es ist uns erlaubt, wegzugehen und etwas anderes zu machen. 

Er ist also ein Stück Freiheit. 

Die Frage ist – wie gestalten wir diese Freiheit, die uns erlaubt ist, und was machen wir aus ihr; wie und wozu nutzen wir sie?

Im Urlaub – wie im Alltag auch. 

Übrigens – es ist uns von Gott her noch öfters erlaubt, aus dem Alltag herauszutreten; dazu hat er uns die Sonn– und Feiertage geschenkt. 

Und auch hier ist die Frage – wie gestalten wir diese Freiheit, die uns erlaubt ist, und was machen wir aus ihr; wie und wozu nutzen wir sie?

Ich wünsche Ihnen, dass Sie im Urlaub wieder neu entdecken können, was diese kleine geschenkte Freiheit für Sie bedeuten kann – und dass Sie Ruhe haben, herauszufinden, was Ihnen gut tut, und was Sie unberechtigterweise gefangen nehmen will. 

Und vielleicht besuchen Sie ja auch ‘mal wieder eine Kirche oder gar eine Gottesdienst. 

Ich bin sicher, Sie werden dabei ent–spannende Entdeckungen aus und in Ihrem Alltag machen können. 

Erlauben Sie sich auch mal dies'! 

 

           Mit herzlichen Segenswünschen für Ihre Urlaubszeit,  Ihr Pastor Georg Warnecke

„Am Ende wird alles gut! Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“


Dieser Spruch wird dem irischen Schriftsteller Oscar Wilde zugeschrieben.

Am Ende wird alles gut – nicht gleich, und vielleicht auch nicht demnächst; aber doch schlußendlich.

Freilich – darauf zu hoffen, bisweilen auch gegen jeden äußeren Anschein, ist nicht immer einfach; ge-schweige denn, die Hoffnung durchzuhalten.

Und doch gehört auch genau dies’ zum Kern christlicher Hoffnung: am Ende wird (endlich!) alles gut.

Das Beste kommt erst noch. –

Bald ist Karfreitag und Ostern.

Denkt man die die Sache mit Jesus nur bis Karfreitag, dann gibt es für dieses Leben nur wenig Hoffnung; da wäre Jesus nur ein großartiger Lehrer gewesen, mit einer vielleicht faszinierenden Persönlichkeit, doch am Ende wäre Er nur einer unter vielen gewesen.

und Er hätte mit unserem Leben wenig zu tun.

Und seien wir ehrlich – es gibt gar nicht so wenige, die das sehen.

Ich kenne ein Dorf in einer sehr ländlichen Gegend, da kommt der Pastor zu Karfreitag – und einige sehr wenige Besuchende kommen noch, aus Pflichtgefühl, und dem Pastor zuliebe, zum Gottesdienst.

Doch am Ostersonntag steht er regelmäßig vor verschlossener Tür – niemand kommt.

Für die Menschen in diesem Dorf ist Jesus gestorben.

In jederlei Hinsicht.

Für die Menschen in dem Dorf kommt da nichts mehr. 

Wie ist da nun bei uns?

Haben wir Hoffnung, dass da noch ‘was kommt, dass es am Ende gut wird – oder gleichen wir jenen Dorf-bewohnern?

Sicher macht das eine Unterschied.

Ostern bedeutet für Christenmenschen unter anderem, dass es Hoffnung gibt.

Die Frage dabei ist:

worauf wagen wir im Leben zu hoffen – und wagen wir, unsere Hoffnung zu leben?

Ich wünsche Ihnen, dass Sie gute Erfahrungen mit der christlichen Hoffnung – Jesus! – machen können.

Dazu lade ich Sie ein, Ihre Hoffnung im Gottesdienst – nicht nur in der KarWoche und zu Ostern – stärken und vertiefen zu lassen!

             Mit herzlichen Grüßen, Ihr Pastor Georg Warnecke

 

Grenzerfahrungen


Ich komme an meine Grenzen gelegentlich; die Grenze der seelischen Belastbarkeit durch das leidige Flüchtlingsthema. Nein – nicht die Menschen!

Sondern die unendliche Diskussion, kontrovers, polemisch, pauschalierend.

Die Talkshow-Themensucher haben es leicht. Sie finden Gesprächspartner, die man aufeinanderhetzen kann. Wer ist lauter, wer fällt schneller ins Wort? Die Verteilungsprobleme zwischen den Staaten, Ländern, Kommunen, die Überforderung der Ämter. Was kann ich tun?Meine Frage führt mir meine Ohnmacht vor.

Eine Welle der Hilfsbereitschaft, die Spenden beim Abendblatt, die Ehrenamtlichen in der Mithilfe bei Sprachkursen oder für den Weg in die Ämter. Wie zum Aufatmen schön! Und dann die Proteste und Brandstiftungen, die hassverzerrten Gesichter der Demonstranten. Wie ein Rückschlag.

Halt suche ich in der Bibel: „Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken.“ (2. Mose 22, 20) Offenbar war es schon damals nötig, den Menschen ins Gewissen zu reden. Das Volk Israel – so wird erzählt – sucht in seiner Flucht aus ägyptischer Unterdrückung nach einem Rechtssystem und nach sozialen Werten. Aus Erfahrung. Manche Gebote – die Zehn – sind uns geläufig. Andere werden leicht übersehen; zum Beispiel dies:

Ich will es mit Hoffnung lesen. Auch wir haben unseren Grundgesetzartikel 16a aus den Erfahrungen gewonnen, als aus unserem Land Menschen fliehen mussten: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.“ Schön einfach. Nur: wer denn ist politisch verfolgt?

Die nächsten Sätze im Grundgesetz bringen die komplizierten Einschränkungen. Die Protestierer greifen da ein und skandieren „Asylmissbrauch“. Missbrauch ist etwas Böses. Sind also die Menschen, die aus bitterer Not kommen, böse? Oder einfach Fremdlinge. Sie wollen Lebensauskommen, wie wir es uns erarbeitet haben. Wollen sie, was mir zusteht? Aber halt: was kann ich denn dafür, dass ich in ein Wohlstandland hineingeboren wurde? Was kann der Flüchtling dafür, dass er in großer Not aufwachsen musste?

Meine Einstellung ist gefragt, mein Herz. Goscinny lässt im Asterix-Heft 21 den Methusalix sagen: „Ich hab‘ ja nichts gegen Fremde. Einige meiner besten Freunde sind Fremde. Aber diese Fremden da sind nicht von hier!“ – Ich möchte da keinen Unterschied machen. Ich möchte offen

sein für einen sachlich rechtlichen Umgang mit dem Thema und mit den Menschen.

Wenn die Kanzlerin in einer öffentlichen Diskussion ein libanesisches Mädchen tröstend streichelt, ist das kein Grund zu hämischen Kommentaren. Denn sie ist verantwortlich für einen Rechtsstaat. Der Ruf nach „unbürokratischen und schnellen Lösungen“, um dieser „Fremden“, die schon hier ist, Ängste zu nehmen, hätte zur Folge, dass viele, viele sagen könnten: „und warum nicht wir?!“ Unrechtsempfinden wäre die Folge.

Ich hoffe auf Rechtsfrieden, der – auch mit notwendig zu verbessernden Verfahren – die Fremdlinge nicht bedrängt und bedrückt. „GRENZERFAHRUNGEN“ ist das Motto der Friedendekade im November. Da wollen wir weiter drüber reden.

 

Pastor em. Dr. A. Schäfer

Der Herr ist auferstanden! - Er ist wahrhaftig auferstanden!"


Zu Ostern 2015

 Das ist der Ostergruß der Christenheit schon seit den frühesten Tagen.

Alles wird gut – der Weg zu Gott ist für uns wieder frei; der Tod hat nicht mehr das letzte Wort – das Beste kommt erst noch!

Dies ist der Kern des christlichen Glaubens: 

wir sind vor Gott befreit von den Konsequenzen unseres Tuns; und es gibt für jede und jeden von uns eine Hoffnung, die über dieses Leben hinaus reicht – und schon jetzt unser Leben erfüllen und tragen kann. –

 

Und doch…

…das ist nicht immer leicht zu glauben.

Weil es (noch) nicht zu sehen und nicht anzufassen, also schwer zu begreifen ist – weil unsere Welt und oft genug auch unser eigenes Leben so anders ist und sich so wenig darin abzubilden scheint – weil Gott einfach keinen Raum bei uns zu haben scheint…

 

Und doch…

…es gibt immer wieder diese Situationen und Zeiten, wo wir Hoffnung brauchen.

Weil es diese Zeiten gibt, wo ein Neuanfang einfach gut tun kann – weil es diese Zeiten gibt, wo wir fragen und spüren, ob das schon alles gewesen sein soll – weil es diese Zeiten gibt, wo es einfach nicht mehr weiterzugehen scheint… 

 

Ostern hat Gott Jesus von den Toten auferweckt, hat nach dem Ende einen Anfang geschenkt.

Für uns.

Ein Zeichen – der Hoffnung.

Neues Leben.

Es muss nicht alles so bleiben, wie es ist.

Darum geht es.

Es kann noch einmal alles anders werden.

Alles, was wir tun müssen, ist Gott zuzulassen in unserem Leben – Ihm erlauben, uns nahe zu sein und mit uns zu gehen.

Der Gottesdienst, Bibellesen, Beten und Gespräche über den Glauben können hier helfen.

Und dann wird das neue Leben, das Er uns schenken will, uns (er)füllen und tragen – und wir werden dazu beitragen dürfen, dass diese Welt ein besserer Ort wird, wenn wir diese Hoffnung in Wort und Tat weitertragen, gerade zum denen, die keine Hoffnung haben.

 

Dass wir das in St. Lukas und in Fuhlsbüttel wirklich (immer wieder neu) erleben dürfen, das schenke uns Gott.

Ihr Pastor Georg Warnecke